Von Operette bis zur Filmmusik
Nach zweijähriger CoronaZwangspause zeigen die Musikerinnen und Musiker der Stadtkapelle Kirchheim bei der Serenade im Hof des Kirchheimer Schlosses das breite Spektrum ihres Könnens.
Operettenklänge, Filmmusik und originale Blasorchesterwerke: Das Programm der Schlosshofserenade der Stadtkapelle Kirchheim war breit gefächert und brachte etwas für jeden Geschmack. „Wir sind sehr froh, dass unsere traditionelle Serenade im Hof des Kirchheimer Schlosses nach zweijähriger Corona-Pause wieder stattfinden kann“, war Vereinsvorstand Christoph Neumann erleichtert. Auch den Musikerinnen und Musikern von Stadt- und Jugendkapelle war die Freude anzumerken: Hochmotiviert gingen die Orchester ans Werk und begeisterten im stilvollen Ambiente des Schlosshofs das Publikum bei bestem Sommerwetter ein ums andere Mal. Dass die Stadtkapelle Kirchheim zur ersten Garde der Vereinsorchester im Land gehört, wurde schon bei den eröffnenden Renaissanceklängen deutlich: Mit „Pastime with Good Company“, der Bearbeitung eines von Heinrich VIII. zu Beginn des 16. Jahrhunderts geschriebenen englischen Folksongs, gab das Orchester eine gute Visitenkarte ab. Duftige Trommel-Ostinati und die schwebenden Klänge eines Holzbläserquartetts kontrastierten mit sattem Orchestertutti: Im dynamisch bestens ausgesteuerten Wechselspiel der Instrumentengruppen leuchtete ein buntes Kaleidoskop der Klangfarben auf. In die Welt der Operette entführten Stadtmusikdirektor Marc Lange und seine Instrumentalisten die Hörer mit der schmissig gespielten Ouvertüre zu Franz von Suppès Operette „Leichte Kavallerie“. Dann war originale Blasorchestermusik angesagt. Von den beiden Suiten für Militärorchester des englischen Spätromantikers Gustav Holst spielte die Stadtkapelle deren Zweite in F-Dur – ein Standardwerk aller ambitionierten Blasorchester. Vom einleitenden Marsch über feine Holzbläserspiele im „Lied ohne Worte“, einem kräftig zupackenden, mit dem Amboss agierenden Hufschmied im dritten Satz und kunstvollen Melodiesträngen in der finalen Liedfantasie entwickelte Marc Lange einen dichten Spannungsbogen, der sich am Ende in einem knitzen Duett von Piccoloflöte und Basstuba löste. Zündende Melodik und feurige Anklänge an den spanischen Flamenco brachte Alfred Reeds lateinamerikanische Fantasie „El Camino Real“ in den Schlosshof. Die Stadtkapelle zog alle Register, spielte sich souverän durch die technisch anspruchsvolle Partitur und steuerte nach den mannigfachen Klangschattierungen des ruhigen Mittelteils energiegeladen dem furiosen Finale entgegen. Dass der Stadtkapelle um die Zukunft nicht bangen muss, zeigte der beeindruckende Auftritt der Jugendkapelle. Die 50 jungen Musikerinnen und Musiker meisterten die Originalkomposition „Oceanscapes“ ebenso gekonnt wie ein Medley aus Leonard Bernsteins Musical „Westside Story“. Ganz in seinem Element war der musikalische Nachwuchs bei Ausschnitten aus John Williams’ Soundtrack zu „Star Wars: The Force Awakens“: Mit dramatischer Wucht und rhythmischem Drive bewältigte die von Marc Lange mit motivierendem Dirigat angetriebene Jugendkapelle den anspruchsvollen Notentext bravourös. Gemeinsam beendeten Stadt- und Jugendkapelle das Konzert mit Ausschnitten aus Klaus Badelts Filmmusik zu „Fluch der Karibik“. Für die mitreißende Wiedergabe bedankte sich das begeisterte Publikum mit viel Beifall und Standing Ovations. Mit einer Bläserbearbeitung des Brahms-Liedes „Guten Abend, gut’ Nacht“ verabschiedete das Großorchester die Zuhörerinnen und Zuhörer in den lauen Sommerabend.