Der Name des Kirchheimer Vereins „Gemeinsam statt einsam“ ist Programm: In zwei zentrumsnah gelegenen Wohngemeinschaften bietet der 2003 von Angehörigen und Pflegekräften gegründete Verein jeweils acht an Demenz erkrankten Bewohnerinnen und Bewohnern einen lebenswürdigen Alltag. In häuslicher Atmosphäre leisten Mitarbeitende des Vereins als Begleiter der Senioren rund um die Uhr eine individuelle, fachliche, wertschätzende und unterstützende Betreuung. Bei der Gestaltung eines familienähnlichen Zusammenlebens stehen ihnen Fachkräfte eines ambulanten Pflegedienstes und Ehrenamtliche zur Seite.

Jeden Tag wird gesungen

„Wir möchten, dass unsere Bewohner am gesellschaftlichen Leben teilhaben“, sagt die Demenzexpertin Stephani Maser, die auch dem Vorstand von „Gemeinsam statt einsam“ angehört. Menschen mit Demenz könne man besonders gut über die Musik erreichen. „Bei uns wird jeden Tag gesungen, manchmal sogar mit Klavierbegleitung einer Bewohnerin.“

2015 hat Stephani Maser die Musikerinnen und Musiker der Württembergischen Philharmonie Reutlingen vor der Einrichtung einer Konzertreihe „Seelenbalsam“, die mit Musik an Demenz erkrankte Menschen anspricht, fachlich geschult. Der Erfolg dieser Konzerte beflügelte Masers Motivation: „Warum soll etwas Ähnliches nicht auch in Kirchheim möglich sein?“

Die Vorstandschaft von „Gemeinsam statt einsam“ nahm die Anregung positiv auf und startete die Planungen. Da man dem Publikum ein hochwertiges Konzerterlebnis bieten wollte, kontaktierte Vorstandsmitglied Dr. Silvia Oberhauser im Herbst 2023 die Stadtkapelle Kirchheim, die zu den führenden Blasorchestern im Land zählt.

„Schnell waren wir uns einig: Wir machen das“, erzählt Livia Gööck, die geschäftsführende Vorsitzende der Stadtkapelle. Für das Orchester sei es ein sehr interessantes Projekt, mit dem man sich auf Neuland wagt.

Zunächst galt es, ein schlüssiges Konzept zu entwickeln. Da der gewaltige Klang eines sinfonischen Blasorchesters den Organisatoren für die Zielgruppe zu massiv erschien, einigte man sich auf ein kammermusikalisches Programm. „Die Auswahl der Literatur war für uns eine Herausforderung, jedoch auch sehr spannend“, so Gööck.

Als der Rahmen fixiert war, wurde die Stadt Kirchheim mit ins Boot geholt: Bürgermeisterin Christine Kullen erklärte sich bereit, die Schirmherrschaft der Veranstaltung zu übernehmen, und die Stadt unterstützt das Projekt mit einer Ausfallbürgschaft. Auch ein passender Titel für das Konzert für Menschen mit und ohne Demenz war schnell gefunden „Windmelodien – Musik für das Seelenglück“.

Bei dem einstündigen Programm, das am Sonntag, 6. Oktober, ab 15.30 Uhr in der Kirchheimer Stadthalle über die Bühne geht, werden ein Bläsernonett, ein Blechbläserensemble und das Saxofonquartett der Stadtkapelle für abwechslungsreiche Klangfarben sorgen.

Queen und Händel

Die Zuhörerinnen und Zuhörer erwartet ein vielschichtiges, sehr ansprechendes Programm: Neben der „Bohemian Rhapsody“ der britischen Band „Queen“ steht eine fetzige Polka, und Georg Friedrich Händels berühmtes „Halleluja“ kontrastiert mit dem Popsong „You raise me up“.

Am Ende des Konzerts wird gemeinsam gesungen. Der Choral nach Dietrich Bonhoeffers Gedicht „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ setzt den klangvollen Schlusspunkt des musikalischen Programms. Dann geht es im Foyer der Stadthalle weiter mit einem Umtrunk und guten Gesprächen.

„Menschen mit und ohne Demenz sind herzlich willkommen bei diesem besonderen Konzert, das in lockerer, entspannter Atmosphäre gute Musik bietet“, lädt Stephani Maser zum musikalischen Genuss ein. Und Livia Gööck ergänzt: „Es wird sicherlich ein ganz tolles Erlebnis. Wir freuen uns schon tierisch darauf.“