Prachtvolle symphonische Bläserklänge
Die Stadtkapelle Kirchheim hat unter Leitung von Stadtmusikdirektor Marc Lange ihr erstes Kirchenkonzert in der renovierten Martinskirche gegeben.
Es wird ein ganz besonderes Erlebnis für uns, erstmals die renovierte Martinskirche mit unseren Bläserklängen füllen zu können“, freute sich Stadtmusikdirektor Marc Lange im Gespräch mit dem Teckboten vor dem Kirchenkonzert. „Ich bin gespannt, wie sich die Akustik verändert hat und wie wir uns daran gewöhnen.“ Er hat Werke ins Programm aufgenommen, die besonders gut für den Kirchenraum geeignet sind und zugleich thematisch zum Volkstrauertag passen.
In seiner Begrüßung drückt Dekan Christian Tsalos seine Freude über die voll besetzte Kirche aus und erläutert die gelungene Renovierung mit hellen Wänden, neuem Bodenbelag, besserer Verstärker- und Lichtanlage, neuer Heizanlage und verbesserter Akustik.
Zur Eröffnung des Konzerts beeindruckt das sauber intonierende Blechbläser-Ensemble auf der Empore, von Kantor Ralph Sach an der Orgel begleitet, mit der Ouvertüre aus dem Film „Dancer in the Dark“ der isländischen Komponistin und Pop-Ikone Björk.
Stadtmusikdirektor Marc Lange gibt in seiner Moderation hilfreiche Informationen zum Verständnis der Werke. Der interessanten Komposition „Corscian Litany“ (Korsische Litanei) von Vaclav Nelhybel für Großes Blasorchester liegt eine klagende Melodie zugrunde, die vor 250 Jahren anlässlich der Beerdigung eines Landarztes auf Korsika gesungen wurde. Diese Melodie wird voll melancholischer Intensität in den weich spielenden Klarinetten vorgestellt, man hat den Eindruck, dass eine Orgel imitiert wird. Röhrenglocken spiegeln das Sakrale und die Atmosphäre auf einem Friedhof wider, ehe der Verlauf der Musik immer leidenschaftlicher und bedrohlicher wird. Das Orchester hat hier die Aufgabe, den Racheschwur für einen begangenen Mord zu verdeutlichen.
Die verbesserte Akustik der Martinskirche lässt keine Wünsche offen. Prachtvolle symphonische Bläserklänge durchfluten das Kirchenschiff und versetzen das Publikum in Erstaunen. Selbst in lauten Passagen ist die Transparenz gewährleistet, sodass sowohl Solo-Instrumente als auch die Registergruppen Holz, Blech und Schlagwerk differenziert herauszuhören sind.
Die Stadtkapelle glänzt unter dem sicheren körperbetonten Dirigat Marc Langes durch exaktes Zusammenspiel, Differenzierung in Ausdruck und Dynamik, klangliche Ausgewogenheit und reine Tongebung. Im Kontrast zur großen Orchesterbesetzung besticht ein Bläsernonett mit zwei Sätzen aus der „Petite Symphony“ von Charles Gounod durch filigranes und virtuoses Spiel.
Der Japaner Yasuhide Ito komponierte in seinem Meisterwerk „Gloriosa“ (1989) eine bewegende, kraftvolle Hommage an das frühe Christentum in seiner Heimat im 16. Jahrhundert. Als Einleitung singen die Männer des Orchesters mit schönen homogenen Stimmen einen Gregorianischen Choral, den das Orchester übernimmt und zusammen mit einer japanischen Weise verarbeitet - eine reizvolle Synthese unterschiedlicher Musikkulturen!
„Praise Jerusalem“ von Alfred Reed hat im Repertoire für Sinfonisches Blasorchester einen hohen Stellenwert. Bei den Variationen über ein Armenisches Osterlied aus dem 7. Jahrhundert wird jede Klangfarbe des Blasorchesters ausgeschöpft und lässt Holzbläser, Blechbläser und Schlagwerk in voller Pracht erstrahlen. Die Querflötistin Clara Rehberg und der Klarinettist Christian Rehberg leiten mit virtuosen Solokadenzen den überwältigenden Schluss ein, bei dem der feierliche Klang eines zusätzlichen sechsstimmigen Blechbläsersatzes mit dem Blasorchesterklang verschmilzt.
Marc Lange bedankt sich bei Dekan Christian Tsalos und der Martinskirchengemeinde und verkündet: „Die Hälfte der Spenden fließt in die Kirchenrenovierung, der Rest in die Förderung unser Jugendkapelle.“
Nach langanhaltendem Beifall bekommt das begeisterte Publikum als ruhige Zugabe den Sankt-Florian-Choral von Thomas Doss.
Info Das Weihnachtskonzert der Stadtkapelle Kirchheim findet am Samstag, 21., und Sonntag, 22. Dezember, in der Stadthalle Kirchheim statt.