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Ein Bericht im Teckbote vom 18.03.2024 von Hans-Günther Driess

Concerto der Stadtkapelle mit einem Akrobat auf der Tuba

Der international renommierte Tubaspieler Andreas Martin Hofmeir brillierte als Solist im Concerto der Stadtkapelle in der Stadthalle. 

Concerto Teckbote 2024Andreas Martin Hofmeir übertrifft mit seinem virtuosen Tuba-Spiel alle Vorstellungskraft. | Foto Hans-Günther Driess

Barfuß steht er auf der Bühne und gewinnt die Zuhörerinnen und Zuhörer, schon ehe er einen Ton von sich gibt, durch humorvolle Moderation, die seinen Zweitberuf „Kabarettist“ nicht verleugnet. „Die Tuba wurde zum Instrument des Jahres 2024 gewählt, ein Schmarren ist das“ sagt Andreas Hofmeir vor seinem Auftritt in urigem Bayrisch, „Instrument des Jahrzehnts müsste man sie nennen oder Instrument des Jahrhunderts.“

Im Hauptwerk des Abends, dem „Concerto No. 2 für Tuba und symphonisches Blasorchester“ des Komponisten Jörg Duda, der im Konzertsaal anwesend war, demonstriert Hofmeir die enormen klanglichen Möglichkeiten seines Instruments. Es übersteigt jedwede Vorstellungskraft, dass es möglich ist, dem großen Instrument derart rasante Tonfolgen zu entlocken. In ruhigen Abschnitten mutet das Tuba-Spiel an wie Gesang, und der sonore dunkle Klang verschmilzt herrlich mit dem feinen flächigen Spiel der Holzbläser.

Der Salzburger Tuba-Professor besticht mit zarten Tönen im Pianissimo und die weichen angenehm gepressten Töne in hoher Lage werden ebenso zum Hörgenuss wie der Abstieg ins tiefste Bassregister. Den ersten Satz „Rhapsodie“ könnte man laut Programmheft mit „Tuba auf Reisen“ bezeichnen. Einer überraschenden Tango-Episode folgen im Rondo des zweiten Satzes ein alter finnischer Volkstanz, die „Polska“ und Anklänge an spanische Musik, ehe Hofmeir mit seiner Solokadenz den virtuos brillanten Abschluss des Werkes einläutet. Es macht fast süchtig, zuzuhören, wie er seine Zugabe vor der Pause, die „Flötenfantasie“ von Georg Philipp Telemann zum Besten gibt. Welch eine spieltechnische Höchstleistung – ein Akrobat an der Tuba!

Stadtkapelle auf hohem Niveau

Schon der Auftakt des Konzerts mit der opulenten „Ceremonial Fanfare“ für Blechbläser und Perkussion von Johan de Meij zeigt, auf welch hohem Niveau die Stadtkapelle spielt. Stadtmusikdirektor Marc Lange hat sie wieder gut vorbereitet und voll im Griff, seine prächtig aufspielenden Heerscharen. Schmissig und makellos kommt die „Ouvertüre für Harmoniemusik“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy daher. Die versierten Holzbläser nutzen die Gelegenheit, mit sanglichen Passagen zu glänzen und die vier Waldhörner verkörpern durch ihren Klang die Epoche „Romantik“ schlechthin. Jeder Ton sitzt.

Hamburg - das Tor zur Welt

Einen höchst interessanten musikalischen Vortrag zur Geschichte Hamburgs erlebt das Publikum in der sinfonischen Dichtung „Hamburg - das Tor zur Welt“ von Guido Rennert. Die Stadtkapelle und zahlreiche Solisten zeichnen ein wunderbares Klanggemälde.

Die Blütezeit der Hanse im Mittelalter wird dargestellt durch Flöten (Stadtpfeifer) und Trommeln, die Hinrichtung Störtebekers durch scharfe Dissonanzen der Blechbläser, die Auswanderungswelle im 19. Jahrhundert gestalten die Holzbläser mit „Ick hew mol en Hamborg en Veermaster seen“. Für die Zerstörung der Stadt im Jahr 1943 wählt der Komponist Röhren-Glocken, Glenn Millers „In The Mood“ verdeutlicht die Zeit des Wiederaufbaus nach dem Krieg, Ausgelassenheit und wiedergewonnene Lebenslust. Wie in einem Film bricht „Die große Sturmflut“ von 1962 herein, unter Einsatz eines besonderen Instruments, einer „Windmaschine“. Gestreift wird auch St. Pauli mit dem Gassenhauer „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ und der Starclub, wo die Beatles 1960 ihre Karriere gestartet haben. Die abschließende Hymne spiegelt die Bedeutung der Metropole und des größten deutschen Hafens als Tor zur Welt. Eine Akkordeonspielerin sorgt durch Seemannslieder für den stimmungsvollen roten Faden zwischen den einzelnen Stationen.

Andreas Hofmeir betritt zu zwei Zugaben nochmals die Bühne und begeistert zusammen mit dem Orchester in dem weltbekannten „Csárdás“ von Vittorio Monti. Die Ballade „Share My Yoke“ beschließt in friedvoller Abendstimmung das außergewöhnliche Konzerterlebnis.

Zur Person

Andreas Martin Hofmeir, einer der vielseitigsten Instrumentalisten, ist ein Grenzgänger zwischen verschiedenen Genres: Er lehrt als Professor am Mozarteum Salzburg, war Gründungsmitglied und Tubist der bayerischen Kult-Band LaBrassBanda und erhielt sowohl als Kabarettist als auch als klassischer Tubist zahlreiche Auszeichnungen. Er ist Autor und Showmaster, gefragter Kammermusiker und gibt weltweit Meisterkurse. Als Kabarettist gastiert er am 27. Juli im Schloss Filseck in Uhingen. hgd